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Einheitlichkeit

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Nach dem weitverbreiteten Einheitlichkeitsstreben im 19. Jahrhundert war durch den sog. Buchdrucker-Duden von 1903 ein hohes Maß an Einheitlichkeit in einer modernen, lesefreundlichen Rechtschreibung gekennzeichnet.

Offen war noch, ob es Photo oder Foto heißen sollte und Friseur oder Frisör, Baby oder Bebi. Nicht gut geklärt werden konnte die Groß/klein-Schreibung bei der (E/e)inzelne. Manche sehr wenige Teile waren fehlerhaft geregelt, etwa seine Schäflein aufs trockene bringen – beim Trockenen stelle ich mir sehr huffest belastbar ein Stück trockenes Land vor, also Großschreibung! Der Duden wollte auch mal, 1973, das Wort Dienstag klein schreiben[*1]. Dies sind winzige Fehler in großen Wörterbüchern, und zudem gibt es auch einige wenige Unterschiede zwischen Wahrig, Mackensen und Duden.

Demgegenüber wurde die Einheitlichkeit bewußt, vorsätzlich, mutwillig angegriffen durch die Schweizer ss-Schreibung seit 1948 (vorgeblich, um eine Taste auf der Schreibmaschine zugunsten eines französischen Umlautes freizumachen; allerdings werden Zeitungen nicht auf Schreibmaschine geschrieben; es heißt, daß 70 v.H. der Schweizer Bücher ß haben, damit sie in den übrigen Deutsch-Ländern gemocht und gekauft werden).

Vorteile

Der sehr große Vorteil einer möglichst durchgängigen Einheitlichkeit liegt in der dann sehr erleichterten Erlernbarkeiti: Jeder Leser und jedes Schulkind sieht überall die gleichen Schreibweisen. Wörter sind wie Bilder, und wenn ein Kind ein bestimmtes Wort aufschreiben möchte, richtet es sich nach dem bereits gespeicherten Wortbild und kann das Wort so schreiben, wie jeder andere es auch kennt und versteht.

Grenzgebiete

Sehr hübsch und lehrreich ist das Beispiel radfahren gegenüber Auto fahren, denn es zeigt dem Schüler, wo die Grenze der Wortwerdung gut verlaufen kann: beim Radfahren haben das Tun und die kg-Masse des Radfahrers das größere Gewicht, beim Autofahren (oder Auto Fahren?) steht die Maschine noch im Vordergrund. Ähnlich, wenn ich sage: „Ich will noch staubsaugen“, so drücke ich damit aus, daß die Tätigkeit im Vordergrund steht und nicht der Staub.

Die Lösung der Aufgabe

Aufgabe ist es nicht, die Kinder im Schulalltag zu quälen und ihnen die Sprache zu verleiden: Sprache lernt man nicht durch Rotstift, sondern durch Lesen, Sprechen, Hören, Schreiben, durch Rätsel, Spiele, Lieder, Gedichte, Witze und Geschichten und durchs Briefeschreiben.

Sobald es sich bei Deutschlehrern, Pädagogikdozenten und Schulräten herumgesprochen hat, daß es inzwischen außer Kreide und Rotstift auch noch rechnergestützte Lernmittel gibt, bei denen genau überprüft werden kann, welches Wort und welche Regel das Kind schon kann und welche Gebiete noch wiederholt werden sollten, läßt sich die Rechtschreibung in Klassen einteilen, ähnlich wie Führerscheine und Flugzeugführerscheine in Schwierigkeits- und Verantwortungsklassen eingeteilt sind. Anfänger lernen Einfaches, Schreibkräfte und Lektoren lernen alles.

Daß Hochsprache anspruchsvoller ist als Kinderbuch-Sprache, ist kein Grund, alle Hochsprache auf Kinderbuch-Sprache herabzusetzen. Man wird ja auch nicht den Nachtflug, den Wolkenflug und den Allwetter-Blindflug nur deshalb abschaffen und verbieten wollen, weil die Fluganfänger damit überfordert sind.

Die Lösung der Aufgabe liegt also darin, daß der reine Wissenserwerb vom Frontalunterricht in anpassungsfähige Lernverbünde (sprich: Lernprogramme am Bildschirm) ausgelagert wird und die Zeit mit dem Lehrer für Wertvolleres verfügbar bleibt: für Vortrag, Gemeinsamspiel, Kunst und Seelenpflege.

 

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[*1] Der große Duden, Rechtschreibung, 17. Auflage, Mannheim 1973, S. 217